Ägypten 2023


Ankunft in Luxor, Karnak Tempel und Luxor Tempel

Nach einer Nacht im Pyramisa Ressort in Hurghada fuhren wir mit dem Kleinbus nach Luxor. Zunächst ging es parallel zum Roten Meer, in Safaga bogen wir ab Richtung Westen, quer durch die Wüste (so sieht also Wüste aus …) Richtung Nil, den wir in Qena, bekannt für seine Töpferarbeiten, erreichten. Nach etwa viereinhalb Stunden Fahrt kamen wir an unserem Schiff Nile Shams am Stadtrand von Luxor an.

Am nächsten Morgen stand die Besichtigung der beiden großen Tempel von Luxor auf dem Programm, Karnak Tempel und Luxor Tempel.

Bei der Fahrt dorthin überquerten wir die 2,6 Kilometer lange Sphinx-Allee, für deren Bau der Sandstein von Assuan und südlich davon hierher transportiert worden war. Heute ist es kaum vorstellbar, welche körperlichen und logistischen Leistungen dafür vollbracht worden sind.

Bei der Besichtigung des Karnak Tempels erklärte uns unser Reiseleiter Mahmoud, dass die Obelisken im Tempel in Assuan gefertigt worden sind, dann zunächst per Schiff von Assuan nach Luxor und von da in den Tempel transportiert worden sind.

Wie war das möglich bei einem Gewicht von 320 Tonnen ?

Es wurde eine sehr große Zahl von Menschen für sehr lange Zeit benötigt, deshalb wurden Kriegsgefangene nicht getötet, sie wurden als Arbeitskräfte gebraucht.

85% der Ägypter sind Muslime, knapp 15% sind Christen der koptischen Kirche, kurz Kopten genannt. In Luxor allerdings sind 45 Prozent der Einwohner Kopten.

Fahrt mit dem Heißluftballon, Besichtigung der Gräber

Am nächsten Tag bekamen wir einen Eindruck davon, wie hervorragend unsere Nilkreuzfahrt organisiert war. Gaby und ich hatten uns angemeldet für die Fahrt mit dem Heißluftballon.

Frühmorgens um 3:30 Uhr gab es Kaffee und Tee an der Rezeption, Abfahrt mit Kleinbussen war um 4 Uhr. Am Nil setzten wir mit dem Boot über auf die andere Seite, dort warteten etwa 40 Toyotas, die uns zum Startplatz fuhren. 29 Ballons standen bereit, jeder hatte Platz für genau 28 Passagiere und den Piloten.

Jeden Morgen starten etwa 500 Leute während des Sonnenaufgangs zur Ballonfahrt über das Tal der Könige, ein einmaliges Erlebnis !

Nach erfolgreicher weicher Landung wurden wir mit dem Bus abgeholt zur Besichtigung der Gräber im Tal der Könige. Was wir eben von oben bestaunt hatten, konnten wir jetzt aus nächster Nähe besichtigen.

Das erste Grabmal, das wir sahen, ist auch gleich das schönste. Es gehört Ramses 4., ist etwa 3000 Jahre alt, der Bau dauerte etwa 6 Jahre.

Mahmoud erklärte uns, dass es zwei Arten von Reliefs gibt, die hervorgehobenen und die eingefassten. Sie sind optisch gut voneinander zu unterscheiden.

Alle Gräber liegen wegen der regelmäßigen Überschwemmungen am Westufer des Nils.

Kom Ombo

Auf dem Weg flußaufwärts nach Assuan machen wir am nächsten Tag Halt in Kom Ombo, wo ein sehr schöner Doppeltempel zu besichtigen ist. Dieser 2200 Jahre alte Tempel ist zwei Göttern geweiht, dem Krokodilgott Sibel und Horus, der Lokalgottheit von Kom Ombo.

Leider haben die Engländer in der Zeit ihrer Besetzung im Jahr 1904 die herrlichen Säulen abgeschnitten.

Der Brunnen diente als Nilometer, also zur Messung des Wasserstandes. Der Stand variierte in der Regel zwischen den Werten 13 Ellen (Hungersnot droht) und 16 Ellen (Wasser im Überfluss vorhanden). 15 Ellen bedeutete genügend Wasser für längere Zeit.

Assuan-Staudamm

Gegen Abend erreichen wir Assuan. Am nächsten Morgen fuhren wir zum neuen Assuan-Staudamm, der in den Jahren 1960 bis 1971 gebaut wurde.

Den neuen Teil der Stadt haben russische Ingenieure  ab 1960 gebaut. Die Bevölkerung besteht zum großen Teil aus Händlern und Fischern. Man findet hier den größten Kamelmarkt, nur Dromedare, aber keine Landwirtschaft, weil der Boden zu trocken ist.

Wir fahren an einem Steinbruch vorbei, dessen Steine für Obelisken verwendet werden.

Assuan hat heute 700.000 Einwohner, darunter sehr viele an ihrer dunklen Hautfarbe erkennbaren Menschen nubischer Abstammung.

Der Nil entspringt in Athiopien und ist 6671 Kilometer lang. Er ist nur zwei bis drei Meter tief, sein Wasserstand ist im Juli am höchsten. In der Umgebung des Staudamms ist der Nil mehrere Kilometer breit und hat eine Reihe von Inseln. Auf einer dieser Inseln, die wir mit dem Boot erreichten, befindet sich der sehr schöne Philae Tempel.

Der alte Assuandamm war von 1898 bis 1902 gebaut worden, reichte aber nicht mehr aus, um Überschwemmungen zu verhindern.

Der 13 Kilometer südlich von Assuan angelegte neue Staudamm hat eine Tiefe von 135 Meter. Durch den Bau entstand nach Süden hin der 10 Kilometer breite und 550 Kilometer lange Nasser-Stausee.

Für die technische Umsetzung des Baus waren sowjetische Ingenieure zuständig, das Geld für den Bau (ca. 2 Mrd. Euro) besorgte sich Präsident Nasser durch die Verstaatlichung des Suezkanals. Die miteinander eng befreundeten Staatschefs Tito (Jugoslawien) und Nasser wollten Mitte der 1950er Jahre neben den USA und der Sowjetunion eine dritte Weltmacht etablieren. Dieser Plan scheiterte aber schließlich am Widerstand der USA.

Durch den Bau des neuen Staudamms konnten die landwirtschaftlich nutzbaren Bewässerungsflächen deutlich ausgeweitet werden. Es gab aber auch weitreichende negative Folgen für die Ökologie der Uferlandschaft. Außerdem wurden viele Siedlungen überflutet, die Bewohner mussten umgesiedelt werden, und historische Tempelanlagen mussten mit erheblichem Kostenaufwand abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.

Zwischen 1964 und 1968 wurden beispielsweise auf Initiative der UNESCO die zum Weltkulturerbe gehörenden Abu-Simbel-Felsentempel gerettet. 

Zum Abschluss des Vormittags segelten wir mit einer Feluke, einem einmastigen Segelschiff, wieder zu unserem Schiff Nile Shams zurück.

Nubisches Dorf

Nach dem Mittagessen auf dem Schiff stand eine etwa einstündige Fahrt mit einem Boot zum hübschen nubischen Dorf am Ufer des Nils auf dem Programm.

Die Nubier stammen aus dem Grenzgebiet zum Sudan. Der Name Nubien bedeutet Gold, die Tempel, Pyramiden und Gräber hatten davon reichlich zu bieten. Deswegen war es nicht verwunderlich, dass die Ägypter Macht über das christliche Nubien anstrebten und das Volk schließlich unterwarfen.

Interessant ist folgende Parallele des Islam zum Christentum.

Isis, die Göttin der Liebe und der Mutterschaft, Ehefrau des Gottes Osiris, hatte einen Sohn Horus. Sie ist aber genau wie Maria der Sage nach eine Jungfrau.

Abu Simbel

Am nächsten Morgen mussten wir wieder um 4 Uhr aufstehen. Wir fuhren über 3 Stunden mit dem Bus Richtung Sudan nach Abu Simbel, wo Ramses 2. um 1250 vor Christi zwei Tempel gebaut hat, einen kleineren für seine Frau Nefertari und einen großen für sich selbst.

Auf der Fahrt dorthin erklärte uns der Reiseleiter Usama die schwierige Situation Ägyptens, die durch den starken Geburtenanstieg in einer Art Teufelskreis angekommen sind. Um ihre Familie ernähren zu können, mussten die Fellachen (Bauern) Grundstücke verkaufen, sodass am Ende immer mehr Menschen von immer weniger Land leben mussten. Es entstand eine große Wohnungsnot, vor allem in den Großstädten.

Um dem entgegenzuwirken, hat der Staat ein neues Projekt ins Leben gerufen, genannt die „Grüne Revolution“.

Mitten in die Wüste werden Dörfer gebaut, die durch den ebenfalls neu gebauten Toshka-Kanal bewässert werden. Auf diese Weise wird die Wüste kultiviert und landwirtschaftliche Nutzung wird möglich. Der Nilschlamm dient dabei als Bio-Dünger, es ist sogar ein Export der erzeugten Produkte möglich.

Bei der Besichtigung der prächtigen Tempel ist unter anderem bemerkenswert eine immer wiederkehrende Folge von 7 Reliefs, die die Mutter an den Tagen nach der Geburt eines Kindes darstellen.

Das Gesicht der Mutter wird von Tag zu Tag hoffnungsvoller, denn erst nach sieben Tagen kann sie sicher sein, dass das Kind die Gelbsucht, an der viele Neugeborene sterben, überwunden hat.

Viele Tempel (Luxor, Esna, Kom Ombo) haben selbst an den hohen Decken wunderschöne Reliefs, die Geschichten aus allen Bereichen des Lebens erzählen.

Dazu wurden die Tempel zunächst mit Sand aufgeschüttet, um die Reliefs an die Decke bringen zu können. Dieser Sand wurde anschließend nach und nach wieder abgetragen.

Kairo, Museum, Pyramiden und Sphinx

Am nächsten Tag fuhr unser Schiff zurück nach Luxor, von da ging es per Inlandsflug nach Kairo, wo wir zwei Übernachtungen und einen Tag Aufenthalt hatten.

Kairo hat 22 Mio. Einwohner und ist die am dichtesten besiedelte Stadt der Welt. Schon bei der Einfahrt in die Stadt wird die Wohnungsnot offenkundig. Über viele Kilometer erstrecken sich Blocks von alten und teilweise zerstörten Hochhäusern, eng an eng. Man kann kaum glauben, dass diese Häuser zum großen Teil bewohnt werden.

1,8 Millionen Einwohner leben offiziell auf dem Friedhof mit einer Fläche von 5 mal 8 Kilometern. Die Stadt Kairo versorgt die Menschen dort zumindest mit Wasser und Strom.

Im Kontrast dazu besitzt Kairo einige Superlative. Zwei Beispiele: Der Zoo ist neunmal grösser als der in München, die 6.Oktober-Brücke über den Nil ist 20 Kilometer lang.

Nach dem viel zu kurzen Besuch des beeindruckenden ägyptischen Museums am nächsten Morgen fuhren wir in den Vorort Gizeh, um die Pyramiden und die Sphinx zu besuchen.

Die Pyramiden sind ursprünglich direkt am Nil gebaut worden, durch den Bau des Assuan-Staudamms ist der Nil heute 18 Kilometer von den Pyramiden entfernt. Das Baumaterial für die Pyramiden besteht aus Nilschlamm und Kalkstein.

Eine gute Stunde Zeit hatten wir, um dieses Weltwunder zu bestaunen.

Anschließend fuhren wir zu der nicht weit entfernten Sphinx, dem für Erinnerungsfotos wohl beliebtesten Ort. Sphinx bedeutet übrigens „Lebendes Foto“. Gemeint ist Foto von Gott.

Früh am nächsten Morgen flogen wir nach Hurghada ans Rote Meer, wo wir die letzten vier Tage ausspannen und unsere Eindrücke verarbeiten konnten.

Erfahrungen

Während dieser Reise gab es für uns keinen Freiraum, Land und Leute auf eigene Faust kennenzulernen, das Programm war weitgehend festgelegt. Eigentlich war das überhaupt nicht die Art und Weise, wie wir normalerweise reisen. Aber in diesem Fall war es zweckmäßig, denn anders hätten wir nicht so viel erfahren über die Geschichte des Landes.

Die Menschen, mit denen wir zu tun hatten, im Hotel, auf dem Schiff und bei den Ausflügen (es waren ausschließlich ägyptische Männer !), waren sehr freundlich und darauf bedacht, dass wir die Zeit bestmöglich genießen konnten. Sie waren immer gut drauf, hatten den Schalk im Nacken und haben uns mehr als einmal zum Lachen gebracht !

Überall, wo Touristen unterwegs sind, herrscht große Sauberkeit. Im Hotel und auf dem Schiff sah man ununterbrochen Reinigungskräfte, auch nachts.

Das Land Ägypten investiert sehr viel in den Tourismus und in die Pflege der Moscheen, Geld, das an anderen Stellen fehlt, zum Beispiel beim Wohnungsbau.

Die Gesellschaft Ägyptens ist muslimisch, aber dennoch ist das Land auf dem Weg dazu, ein moderner Staat zu werden, offensichtlich ist das kein Widerspruch.

Touristen haben sich inzwischen auf die aggressive Ansprache der Verkäufer auf den Straßen und in den Basars eingestellt, und diese wiederum haben von den deutschen Touristen den Ausdruck „Vielleicht später“ gelernt. 😊

Was viele Verkäufer offensichtlich noch nicht gelernt haben, ist Zurückhaltung. Die weniger aggressiven Verkäufer werden wahrscheinlich am Ende mehr verkaufen als andere.

Für Toilettenbesuche unterwegs ist es sinnvoll, immer genügend Kleingeld bereit zu haben. Wir haben ägyptisches Geld gehabt, so kosteten uns Toilettenbesuche nicht 50 Cent oder 1 Euro, sondern nur 5 ägyptische Pfund (etwa 16 Cent).

Und Klopapier sollte man immer einzeln abreißen und maximal drei auf einmal mit der Spülung abziehen, wenn überhaupt. 😊